Rosental

Das Rosental ist eine 153 ha1) große Grün­anlage nordwest­lich der Leipziger Alt­stadt (Orts­teil Zentrum-Nord­west, Gemarkung Leipzig). Es wird um­schlossen von der Parthe im Norden, dem (1950/1952 verfüllten) Pleiße­mühl­graben im Osten, der Emil-Fuchs-Straße (ursprünglich: »Zöllner­straße«) im Süden und dem Elster­mühl­graben im Westen. Um die zentrale »Große Wiese« gruppieren sich Wald­stücke, die von (ur­sprünglich 13, heute nur noch acht) »Alleen« (meist weg­lose Wald­schneisen) durch­zogen werden. Infolge mehrerer Erweiterungen des Zoo­logischen Gartens (zuletzt 1976) wurde das Rosen­tal an seinem Ost­rand erheblich verkleinert.

Ursprünglich befand sich hier ein Teil des nördlichen Leipziger Auenwaldes. Im Jahr 1318 wird erstmals der Name Rosenthal genannt, der eigentlich nicht erklärbar ist, da kein (von Bergen begrenztes) Tal vorliegt und hier sicher auch keine (Zier-)Rosen wuchsen. Vielmehr handelte es sich zunächst um einen reinen Nutzwald, der den Landesherren, den Markgrafen von Meißen gehörte und von einem eigenen Förster bewirtschaftet wurde.

Die drei seit 1349 gemeinsam regierenden markgräflichen Brüder Friedrich (1332–1381), Balthasar (1336–1406) und Wilhelm (1343–1407) schenkten das Rosental dem Leipziger Franziskanerkloster, das es – als Bettel­orden – jedoch nicht behielt und im Jahr 1458 mit Genehmigung des Kurfürsten von Sachsen, Friedrich II. (»der Sanft­mütige«, 1412–1464) dem Rat der Stadt Leipzig verkaufte. Später kam das Rosental jedoch wieder an die Kurfürsten.

Während zunächst der Zugang aus der Stadt ins Rosental nur durch die Angermühle möglich war, wurde im Jahr 1548 die Rosentalbrücke über den kurzen Verbindungskanal zwischen Pleiße- und Elstermühlgraben gebaut. Über sie führte nun außerhalb der Mühle ein Zugangsweg (heute: Rosentalgasse), der am Ranstädter Steinweg begann.

Am 02.09.1663 verkaufte Kurfürst Johann Georg II. (1613–1680) das Rosental für 17.142 Gulden und 18 Groschen2) (ca. 15.000 Reichsthaler) endgültig an den Leipziger Rat.

Nur einige Jahrzehnte später ließ Kurfürst Friedrich August I. (»der Starke«, 1670–1733) den Kaufvertrag anfechten und forderte das Rosental zurück, um es – auf Kosten der Stadt – mit einem kurfürstlichen Schloss bebauen zu lassen. Ein Entwurf des Architekten und Ingenieurs J. C. Naumann zeigt ein elfachsiges, mehrgeschossiges Palais, dem ein großer Barockgarten vorgelagert werden sollte. Von diesem Zentrum aus sollten strahlenförmig Alleen den Wald erschließen und gleichzeitig als Prospekt zu gut sichtbaren Punkten der Umgebung (z.B. Kirchtürme) dienen. Ende November 1707 begann das Abholzen des zentralen Teils (heute noch als Große Wiese erhalten) und das Schlagen der dreizehn Alleen (im Uhrzeigersinn, im Süden beginnend):

Durch Vortrag teils wahrer, aber übertriebener (z.B. häufige Überschwemmungen, Mückenplage), teils ganz erfundener (z.B. Räuberrotten) Argumente gelang es der Stadt, den Schlossbau zu verhindern. Letztlich wurde nur ein hölzerner Aussichtsturm für den Kurfürsten errichtet; der Wald blieb bei der Stadt.

Im Jahr 1777 ließ der Besitzer des Gohliser Schlösschens, Hofrat Prof.Dr. Johann Gottlob Böhme (1717–1780) einen ersten Spazierweg durch das Rosental anlegen. Er führte auf einem Damm westlich parallel der Parthe (ohne aber deren zahlreiche Mäander genau zu verfolgen) vom Nord-Ende der Rosentalgasse zur Gohliser Mühle und liegt heute zum großen Teil innerhalb des Zoologischen Gartens.

Offenbar wurde das Rosental in den Folgejahren rasch zum beliebten Ausflugziel. Am 14.04.1779 erließ der Rat der Stadt eine Verordnung, die das Fahren, Reiten und Lärmen im Rosental verbot.

Am 24.06.1781 eröffnete der Leipziger Konditor G. F. Exter auf der rechten (östlichen) Seite des Spazierwegs nach Gohlis eine Eisbude, die im Volksmund »Zur kalten Madame« genannt wurde.

Im Jahr 1824 errichtete der Schweizer Zuckerbäcker G. Kintschy (1794–1876) auf der linken (westlichen) Seite des Spazierwegs nach Gohlis (nördlich der Eisbude) die Konditorei Schweizerhäuschen.

Im Jahr 1832 wurde die Rosentalbrücke erneuert.

Im Jahr 1837 begann die Umgestaltung des Rosentals zum englischen Landschaftspark. Der Leipziger Kunstgärtner Rudolph Siebeck (1812–1878) rundete durch Pflanzungen und Rodungen den exakt geometrischen barocken Grundriss ab und legte ein unregelmäßigeres Wegenetz an, so dass bis 1840 im Wesentlichen die heutige Gestalt des Rosentals entstand.

Im Jahr 1841 ließ der Schweizer Zuckerbäcker O. Bonorand (1821–1885) an Stelle der vorherigen Eisbude eine als Café, Konditorei und Konzerthaus genutzte Restauration erbauen, die den Namen »Bonorand« führte, später erweitert wurde und bis 1935 betrieben wurde.

In den Jahren 1844/45 wurde auch das Schweizerhäuschen erneuert.

Im Jahr 1861 wurde die Leibnizbrücke über den Elstermühlgraben errichtet und die gleichzeitig entstandene, von Süden kommende Leibnizstraße bis zum südwestlichen Rundweg (später: Zöllnerweg) geführt.

Im Jahr 1862 wurde die Waldstraßenbrücke über den Elstermühlgraben errichtet und die nur wenige Jahre ältere von Süden kommende Waldstraße bis zum Kreuzungsbereich des südwestlichen Rundwegs mit der Leutzscher Allee verlängert.

Im Jahr 1865 wurde das Neue Gellertdenkmal des Bildhauers Hermann Knaur (1811–1872) im östlichen Teil des Rosentals (östlich des [vorderen] Rosentalteichs) eingeweiht (im Jahr 1959 abgetragen).

Im Jahr 1866 wurde die Zöllnerbrücke über den Pleißemühlgraben errichtet und die gleichzeitig entstehende von Osten kommende Zöllnerstraße (heute: Emil-Fuchs-Straße) bis zum Rosentaltor und weiter entlang des südwestlichen Rundwegs bis zur Leibnizbrücke geführt.

Im Mai 1868 wurde das Zöllnerdenkmal (ebenfalls von Knaur) im östlichen Teil des Rosentals (westlich des [vorderen] Rosentalteichs) eingeweiht. Außerdem wurde 1868 die Rosentalbrücke noch einmal ausgebaut.

Im Jahr 1871 wurde die Friedenseiche im nordwestlichen Teil der Großen Wiese (genau auf der Hauptachse) gepflanzt, die von einer kreisförmigen Anlage umgeben ist. Eine an den Stamm gelehnte Marmortafel trug die Inschrift:

Ihren in den Siegeskämpfen 1870 und 1871 gefallenen Söhnen die Stadt Leipzig.

Ebenfalls 1871 wurde im südlichen Teil des Rosentals auf Initiative des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins der erste öffentliche Kinderspielplatz der Stadt eingerichtet. Der kreisrunde Platz erhielt 1934 den Namen Louise-Otto-Platz.

Von 1887 bis 1896 wurde im nordwestlichen Teil des Rosentals der Rosentalhügel angelegt (durch Aufschüttung von 60.000 Pferdefuhren Hausmüll; die volkstümliche Bezeichnung »Scherbelberg« zeugt noch heute von diesem Ursprung). Von 1895 bis 1900 wurden zur Bepflanzung des Rosentalhügels 36.783,74 Goldmark aus dem Nachlass des Leipziger Stifters Franz Dominic Grassi (1801–1880) entnommen. Weitere 22.547,49 Goldmark aus diesem Nachlass dienten der Anlegung eines Teiches nordwestlich des Hügels, der diesen kleinen separaten Park im hinteren Teil des Rosentals, der von Gartenbaudirektor Otto Wittenberg (1834–1918) entworfen wurde, komplettierte. Im Jahr 1896 wurde schließlich auf dem Rosentalhügel durch Stadtbaurat Prof. Dr. Hugo Licht (1841–1923) ein hölzerner Aussichtsturm errichtet.

Am 05.06.1896 nahm die (rote) Leipziger Elektrische Straßenbahn ihre Neugohliser Straßenbahntrasse in Betrieb, die aus der Waldstraße kam und im großen Bogen quer durch das Rosental zum alten Ortskern von Gohlis führte, wobei sie das Rosental auf der Gohliser Wehrbrücke über die Parthe wieder verließ. Seitdem ist das Rosental in zwei Bereiche geteilt: einen vorderen (südöstlichen, inneren, zentrumsnahen) und einen hinteren (nordwestlichen, äußeren). Diese Teilung wurde noch verschärft, als später neben den Gleisen auch die Waldstraße durchs Rosental verlängert wurde.

Am 17.04.1897 wurde das Fechnerdenkmal im südwestlichen Teil des Rosentals eingeweiht (heute auf dem Gelände des Zoologischen Gartens).

Seit Anfang Juli 1925 befindet sich das (1900 an anderer Stelle errichtete) Louise Otto-Peters-Denkmal des Bildhauers Adolf Lehnert (1862–1948) im südlichen Teil des Rosentals. Es wurde am Westrand des 1871 eingerichteten Spielplatzes aufgestellt.

Im Jahr 1927 dehnte sich der (seit 1920 städtische) Zoologische Garten nach Westen aus und bezog auch den Ostteil des Rosentals (u.a. mit dem Fechnerdenkmal und dem Schweizerhäuschen) mit in sein Gelände ein.

In Folge des schweren Bombenangriffs vom 04.12.1943 brannte der hölzerne Aussichtsturm auf dem Rosentalhügel vollständig ab.

Im Jahr 1968 begann des Ausbau des Rosentals zum »Naherholungsgebiet«.

Im Jahr 1975 wurde ein neuer, 20 Meter hoher stählerner Aussichtsturm auf dem Rosentalhügel errichtet.

Im Jahr 1976 wurde das »Zooschaufenster« an der neuen Ostgrenze des Rosentals fertiggestellt, das als breites Grabensystem eine mauerlose, natürliche Begrenzung des Zoologischen Gartens darstellt.

Im April 1986 wurde der Blindenpark im nordwestlichen Teil der Großen Wiese übergeben.

 1) im Jahr 1900
 2) der Kaufpreis wurde allerdings mit den 11.312 Gulden verrechnet, mit denen der Kurfürst bei der Stadt verschuldet war
 3) das wurde aber erst 1755/1756 auf zwei benachbarten Bauerngütern errichtet, so dass der ursprüngliche Zielpunkt des Prospekts wohl ein anderer war