Schleußiger Straßenbahntrasse


Lage im Straßenbahnnetz

Die Schleußiger Straßenbahntrasse1) ist eine zwei­gleisige Straßenbahnstrecke im Südwesten von Leipzig. Sie wurde im Jahr 1896 von der (roten) Leipziger Elektrischen Straßenbahn zur Er­schließung der südlichen Leipziger Westvorstadt (»Musik­viertel« und »Bach­straßen­viertel«) und der Wohngebiete in Schleußig angelegt.

Verlauf

Die Trasse hatte im östlichen, stadtwärtigen Bereich verschiedene Einfahrten: die erste, nördliche Einfahrt begann am Königsplatz (heute: Wilhelm-Leuschner-Platz), den sie am Ostrand (!) und am Südrand umfuhr, führte dann in westliche Richtung entlang der Wächterstraße (heute zum Teil: Dimitroffstraße), bog nach Süden in die Grassistraße und dann nach Westen in die Beethovenstraße. – Die zweite, südliche Einfahrt kam vom Bayrischen Platz und führte entlang der gesamten Riemannstraße (ursprünglich »Albertstraße«) bis zur Mozartbrücke (ursprünglich: »Albert-Brücke«, 1900–1935: »Simsonbrücke«, 1935–2007 »Gewandhausbrücke), von hier weiter entlang der Mozartstraße, bog nach Norden in die Grassistraße ein und erreichte schließlich von Süden kommend die Beethovenstraße.

Von der Beethovenstraße aus führte die Schleußiger Straßenbahntrasse dann nach Nordwesten entlang der Marschnerstraße (heute zum Teil: Edvard-Grieg-Allee) bis zu deren Kreuzung mit der Sebastian-Bach-Straße und bog hier nach Westen, bog am West-Ende der Sebastian-Bach-Straße nach Norden in die Bismarckstraße (heute: Ferdinand-Lassalle-Straße) und an derem Nord-Ende erneut nach Westen in die Plagwitzer Straße (heute: Käthe-Kollwitz-Straße), wo sie die Gleise der Plagwitzer Straßenbahntrasse der (blauen) Großen Leipziger Straßenbahn zum Befahren der Pleißenflutbrücke (heute: Klingerbrücke) nutzte.

Westlich der Klingerbrücke verlässt die Trasse die Plagwitzer Trasse gleich wieder und biegt nach Süden in den Klingerweg (ursprünglich Teil des »Nonnenwegs«), an dessem Süd-Ende nach Westen in die Anton-Bruckner-Allee (ursprünglich »König-Albert-Allee«), überquert auf der Ferdinand-Lassalle-Brücke (ursprünglich »Bismarckbrücke«) die inzwischen verfüllte Rödel und biegt nach Süden in die Könneritzstraße, die sie auf ihrer gesamten Länge befährt.


1925

Schließlich endete die Schleußiger Straßenbahntrasse in Höhe der Oeserstraße an einer Kuppelendstelle. Ein auf das Jahr 1925 datierter Stadtplan zeigt hier ein westlich der Strecke liegendes zusätzliches Gleis, das nördlich der Oeser­straße von der Strecke abzweigte und vor der Einmündung in die Rödel­straße stumpf endete. Damals endete hier neben der Linie 8 auch die Messe­linie 36.

Geschichte

Die Schleußiger Straßenbahntrasse wurde am 3. Juni 1896 über die nördliche Einfahrt in Betrieb genommen. Hier verkehrt eine Linie, die vom Berliner Bahnhof kam und mit einer weißen rechteckigen Tafel gekennzeichnet war, die einen gelben diagonalen Strich trug.

Nur wenige Wochen nach der Schleußiger Strecke wurde am 22. Juni 1896 die Groß­zschocher­sche Straßenbahntrasse in Betrieb genommen, die die Schleußiger Straßen­bahn­trasse weiter nach Südwesten verlängerte und durch die gelbe Linie bedient wurde.

Am 30. Oktober 1896 wurde auch die südliche Einfahrt der Schleußiger Straßenbahntrasse eröffnet. Hier verkehrte die violette Linie Schleußig – Marien­platz, die am 14. November 1897 zur Hermann-Liebmann-Brücke und am 20. August 1898 bis zur Löbauer Straße verlängert wurde. Nach Südwesten wurde sie nach Klein­zschocher geführt.

3 5 7 Am 17. Dezember 1900 wurden die rechteckigen Tafeln durch Kreis­scheiben mit Liniennummern ersetzt. Die bisherige gelbe Linie Eutritzsch – Groß­zschocher erhielt dabei die 3, die violette Linie Klein­zschocher – Schönefeld die 5. Außerdem existierte zu dieser Zeit eine gelbe Linie 7, die zwischen Blücherplatz und Schleußig die 3 im Berufs­verkehr verstärkte. – Während zunächst die alten Farben in die Kreis­scheibe übernommen wurden, gab es ab 1906 nur noch schwarze Ziffern auf weißem Grund.

Am 30. Oktober 1912 wurde die Linie 8 eingerichtet, die in Schleußig begann und zunächst bis Blücherplatz fuhr, ab 1. Mai 1913 aber bis Schönefeld (Dimpfelstraße) verlängert wurde. Sie wurde am 1. Oktober 1917 wieder eingestellt.

Im Jahr 1913 wurde die Strecke von den Linien 3 (Eutritzsch [Dübener Land­straße] – Groß­zschocher), 5 (Schönefeld [Löbauer Straße] – Klein­zschocher) und 8 (Schönefeld [Dimpfelstraße] – Schleußig) bedient.

Seit dem 31. Oktober 1914 verkehrte statt der bisherigen Linie 3 die Linie 1 (Mockau – Groß­zschocher) auf der Schleußiger Straßenbahntrasse, die hier bis 14. Februar 1932 blieb.

Vermutlich nach der Übernahme der Leipziger Elektrischen Straßenbahn durch die Große Leipziger Straßenbahn zum 1. Januar 1918, jedenfalls noch vor 1920, wurden die Trassen durch die Sebastian-Bach- und Bismarck­straße stillgelegt und die Straßenbahntrasse entlang der Marschnerstraße bis zur Plagwitzer Straße verlängert.

Am 6. November 1927 wurde die Kuppelendstelle am Südende der Könneritzstraße aufgegeben; die bisher dort endende Linie 8 wurde zunächst bis zum Gleisdreieck Altranstädter Straße verlängert und ersetzte ab 15. Februar 1932 die Linie 1 nach Meyersdorf.

Am 2. September 1928 wurde die nördliche Einfahrt stillgelegt; die Linie 1 verkehrte nun über eine mittlere Einfahrt entlang Martin-Luther-Ring, Harkortstraße, Beethoven­brücke, Simsonstraße und Mozartstraße zur Beethovenstraße.

Im Jahr 1938 führten die Linien 5 (Anger-Crottendorf – Klein­zschocher) und 8 (Probst­heida [Völkerschlacht­denkmal] – Meyersdorf) über die Schleußiger Straßenbahn­trasse.

Beim Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 wurde mit dem Bayrischen Platz auch der Ostteil der südlichen Einfahrt zerstört; die Albertstraße war von Westen bis in Höhe der Peterskirche befahrbar. Am 30.01.1944 wurde die südliche Einfahrt ganz stillgelegt.

Nach dem Bombenangriff vom 27.02.1945 war der Abschnitt bis zur Plagwitzer Straße durch die Zerstörung der Harkortstraße nicht mehr befahrbar, seitdem wurden die Linien nach Schleußig über die Plagwitzer Straßenbahntrasse entlang der Friedrich-Ebert-Straße (ursprünglich »Weststraße«) bis zum Klingerweg, der dadurch faktisch neuer stadtwärtiger Endpunkt der Schleußiger Straßenbahntrasse wurde, geführt. Die Gleis­anlagen in der Simson-, Mozart-, Beethoven- und Marschnerstraße wurden in den Jahren 1946/1947 abgebaut.

Seit dem 1. Juni 1947 führt die Linie 1 (Meyersdorf – Thekla) wieder durch Schleußig, während die Linie 5 nun über den Felsenkeller und die Linie 8 vorerst nicht mehr verkehrte.

Am 1. Juli 1949 wurde die Kuppelendstelle Schleußig wiederbelebt und die Linie 8 als Verstärkung der Linie 1 bis Mockau eingerichtet. Am 11. August 1960 wurde sie nach Klein­zschocher (Kötzschauer Straße) verlängert, ab 15. Dezember 1969 als Linie 1E ab Adler nach Meyersdorf geführt.

Am 30. November 1984 erschien die Linie 8 wieder, sie führte nun von Anger-Crottendorf (ab 2. Juni 1991 von Paunsdorf-Nord) über Schleußig nach Lausen.

Seit der Einführung des Neuen Netzes vom 27. Mai 2001 verkehrt die grüne Linie 1 (Lausen – Mockau) und die gelbe Linie 2 (Lausen – Naunhofer Straße) auf der Schleußiger Straßenbahntrasse.

Literatur und Quellen

 1) Wie alle Straßenbahnstrecken hat auch diese keinen offiziellen Namen. Da es für ein Lexikon nichts Schlimmeres gibt, als zu beschreibende Gegenstände ohne Namen, habe ich hierfür diese Bezeichnung »erfunden«. Sie verweist auf das Ziel der neuen Strecke.
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