Wilhelm-Leuschner-Platz

Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist ein viereckiger Straßenplatz in der Leipziger Süd­vorstadt. Er liegt auf einem Teil des Flurstücks 4123/1 der Gemarkung Leipzig und hat den amtlichen Straßenschlüssel 04002.


um 1830

In den Nordrand des ca. 1,7 Hektar großen Platzes mündet eine von Norden kommende Straße, die die südliche Verlängerung der Petersstraße darstellt, aber zum Martin-Luther-Ring gezählt wird, der nach Osten führende Roßplatz sowie der nach Westen führende eigentliche Martin-Luther-Ring. In den Südrand mündet auf der Ostseite die von Südosten kommende Wind­mühlen­straße, in die direkt am Platzrand die von Osten kommende Brüderstraße sowie die nach Nordosten führende Markthallenstraße (ursprünglich [der] »Kautz«, später »Kleine Windmühlengasse«) mündet, und die von Süden kommende Ernst-Schneller-Straße; auf der Westseite der von Süden kommende Peters­steinweg und die nach Westen führende Dimitroffstraße (ursprünglich »Klitzscher­gäßchen«, später »Pleißengasse«, »Pleißenstraße« und »Wächterstraße«). Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts mündete die Nonnenmühlgasse (ursprünglich »Klostergäßchen«) in den Westrand des Platzes. Die Nummerierung der Gebäude begann am Roßplatz mit der Hausnummer 1, führte durchgehend im Uhrzeigersinn um den gesamten Platz und endete an der Ecke zur Nonnenmühlgasse mit der Hausnummer 17. Seit dem 1. Juli 1993 gehören die Gebäude zum Postleitbezirk 04103.

Die südlich der Leipziger Altstadt gelegene Freifläche entstand im Jahr 1547, als im Schmalkaldischen Krieg die ursprünglich bis fast an den Stadtgraben heran reichende südliche Vorstadt abgebrannt wurde. Beim Wiederaufbau der Vorstadt wurde ein glacis (»freies Schussfeld«) eingerichtet, das zu den Befestigungsanlagen der Stadt Leipzig gehörte und hier, vor dem Peterstor und entlang des einmal zur via imperii gehörenden Peterssteinwegs, besonders breit war.

Im Jahr 1778 erfolgte durch den Leipziger Architekten Johann Carl Friedrich Dauthe (1746–1816) die Planierung des Geländes und die Anlage eines rechteckigen, von Baumreihen umgebenen Platzes, der den Namen (die) Esplanade (Esplanade)? erhielt. In seinem Mittelpunkt wurde 1780 das Königsdenkmal aufgestellt.

Im Jahr 1839 erhielt der inzwischen am Ost-, Süd- und Westrand dicht bebaute Platz den Namen Königsplatz (Königsplatz, nach dem Königsdenkmal).


um 1915


1964

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude an der Ost- und Westseite des Platzes sowie die Eckgebäude an der Süd­seite zerstört; sie wurden später abgebrochen.

Am 1. August 1945 wurde der Königsplatz mit sofortiger Wirkung in Wilhelm-Leuschner-Platz umbenannt (nach dem Politiker Wilhelm Leuschner, 1890–1944).

Die Bauflucht der Südseite des Platzes wurde inzwischen wieder hergestellt, die Ost- und Westseite blieben aber unbebaut. Der Platz selbst sowie die Fläche zwischen Wilhelm-Leuschner-Platz und Markthallenstraße wurde seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als Parkplatz genutzt.

Am 31. Oktober 1965 fand auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz eine Demonstration von ca. 2 500 Jugendlichen gegen das Verbot von Tanzkapellen und Beatmusik statt.

Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung zum 18. März 1992 wurde die Straße dem Statistischen Bezirk 031 im Ortsteil 03 Zentrum-Süd zugeordnet.

Obwohl keine Aufhebung oder Umbenennung der Brüder-, Grünewald-, Markthallen- oder Windmühlenstraße sowie des westlichen Roßplatzes beschlossen wurde, bezeichnen junge und/oder zugereiste Leute auch die Kriegs­brache bis zur Grünewaldstraße und selbst das Dreieck Brüder-/Grünewald-/Windmühlen­straße als »Wilhelm-Leuschner-Platz«. Sogar die Ratsversammlung spricht ständig von einer »Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes«, obwohl stets nur die Kriegsbrache östlich des Platzes gemeint ist.

Seit der Mitte der 1990er Jahre bedeckte eine zweigeschossige Parkpalette den Wilhelm-Leuschner-Platz, die im Jahr 2001 abgebaut und in das Klinikum St. Georg versetzt wurde.

Über die künftige Gestaltung des Platzes wird – vor allem im Zusammenhang mit einem geplanten Denkmal für die friedliche Revolution – noch diskutiert. Ebenso im Gespräch ist eine Umbenennung in »Platz der friedlichen Revolution« oder zumindest das Anhängen dieses unhandlichen Titels als Namenszusatz für den Wilhelm-Leuschner-Platz.

Am 14. Dezember 2013 wurde unter dem Platz eine S-Bahn-Station des City-Tunnels eröffnet. Allerdings gibt es keinen direkten Zugang von der Straßenbahnhaltestelle zur Station, es muss in jedem Fall der mehrspurige Innenstadtring überquert werden.

Zwischen August 2012 und Mai 2015 wurde auf der Westseite des Platzes nördlich der Nonnenmühlgasse die (dritte) Propsteikirche St. Trinitatis errichtet, so dass seitdem ein weiterer Teil des alten Platzrandes erkennbar ist.

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