Karl-Heine-Straße

Die Karl-Heine-Straße ist eine wichtige Verbindungsstraße in den Leipziger Stadtteilen Plagwitz (Hausnummern 1–105 und 2–38) und Lindenau (Hausnummern 107–111 und 40–112). Sie hat den amtlichen Straßenschlüssel 05078.

Die 2 010 Meter lange Straße beginnt an der Plagwitzer Brücke (über die Weiße Elster) in der Gemarkung Plagwitz und führt geradlinig nach Westen, dabei die von Süden kommenden Nonnenstraße, Kolbestraße, Forststraße und Alte Straße auf­nehmend, kreuzt die Erich-Zeigner-Allee und am »Felsenkeller« die Zschochersche Straße, wendet sich dann in westsüdwestliche Richtung, nimmt die von Norden kommende Birkenstraße auf, bildet den Südrand des Karl-Heine-Platzes, führt von hier an entlang der Gemarkungsgrenze zwischen Plagwitz (im Süden) und Lindenau (im Norden), nimmt die von Süden kommende Walter-Heinze-Straße und die von Norden kommenden Josephstraße und Hähnelstraße auf, kreuzt die Merseburger Straße, nimmt die von Norden kommenden GutsMuthsstraße und Helmholtzstraße auf, überquert den Karl-Heine-Kanal auf der König-Albert-Brücke, kreuzt die Gießerstraße und tritt nun vollständig in die Gemarkung Lindenau, kreuzt hier die Engertstraße, unterquert unter einer Brücke die Zeitzer Eisenbahn und endet schließlich an den Einmündungen der nach Nordwesten führenden Saalfelder Straße (ursprünglich: »Süd­straße«, »Eisenbahn­straße«) und der nach Südwesten führenden Spinnereistraße. Die geradzahligen Hausnummern befinden sich auf der nördlichen Straßenseite. Seit dem 1. Juli 1993 gehört die Straße zum Postleitbezirk 04229.

Das östliche Teilstück der Straße zwischen Karl-Heine-Platz und Plagwitzer Brücke wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Plagwitzer Feldflur angelegt und hieß zunächst Leipziger Allee (z. B. 1860) und später (z. B. 1880) Leipziger Straße1). Die Straße war (auf der Südseite an der Plagwitzer Brücke mit der 1 beginnend) fortlaufend nummeriert. – Das mittlere Teilstück zwischen Karl-Heine-Platz und Gießerstraße war ein Teil der mittelalterlichen Via regia, die aus der Felsenkellerstraße kam und (quer durch die heutige Bebauung Karl-Heine-Straße 103) zur Alten Salzstraße führte. Es erhielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen mit der völlig neuen, geradlinigen Verlängerung bis zur Engertstraße den Namen Allee-Straße (z. B. 1860) und wurde später in Plagwitz mit zur Leipziger Straße gezogen, wobei sich die Hausnummern änderten. – Das letzte Teilstück westlich der Engertstraße gehörte zunächst mit zu Lindenauer Eisenbahnstraße, deren Hauptteil heute Saal­felder Straße heißt.

Am Sonntag, dem 12. August 1860 begann in der Leipziger Allee, am Brunnen­platz (Ecke Canal-Allee) mit der ersten Fahrt eines pferde­bespannten Omnibusses der Leipziger Omnibus-Gesellschaft der getaktete Linien­nahverkehr in Leipzig.

Haltestellen
Nr. Name Linie
0227 Nonnenstraße  14 
0228 Felsenkeller  14 
0229 Karl-Heine-/ Merseburger Str.  14 
0230 Karl-Heine-/ Gießerstraße  14 

Am 4. Juni 1872 wurde durch die Leipziger Pferde-Eisenbahn die Plagwitzer Straßenbahntrasse in Betrieb genommen, die die Leipziger Straße von der Plagwitzer Brücke kommend bis zur Kreuzung mit der Zschocherschen Straße befuhr. Am 22. September 1872 wurde die Linie in die nördliche heutige Zschochersche Straße bis zum Gasthof »Drei Linden« in Lindenau verlängert.

In den Jahren 1881/1882 wurde die Plagwitzer Straßenbahntrasse entlang der Straße bis zum neu angelegten Depot Plagwitz verlängert; der Abzweig zum Gasthof »Drei Linden« wurde nun nicht mehr bedient.

Im Jahr 1881 begann offenbar ein Namens­streit3) zwischen den Gemeinden Plagwitz und Lindenau um das gemeinsame Teil­stück der Straße. Auslöser war vermutlich die Gemeinde Lindenau, die den vormaligen Namen »Allee­straße« nicht mehr wollte. Den Plagwitzer Namen »Leipziger Straße« konnte sie aber nicht nutzen, da er damals für die heutige Kuhturm­straße galt. – Den ersten Schritt ging wohl die Gemeinde Plagwitz, die am 14. September 1881 die Umbenennung des West­teils der Leipziger Straße in Carl Heine-Straße beschloss. Damit wurde der (noch lebende!) Unternehmer und sowohl um Lindenau als auch um Plagwitz hochverdiente Dr. Carl Heine (1819–1888) geehrt.

Albert
Albert2)

Schon eine Woche später, am 21. September 1881 beschloss die Gemeinde Lindenau aber die Benennung ihres Teils in Albertstraße. Damit wurde der (ebenfalls noch lebende!) sächsische Fürst Albert (1828–1902) geehrt, der seit 1873 König von Sachsen war. Diese Entscheidung fiel sicher nicht gegen Dr. Heine als Person, viel problematischer dürfte die Tatsache sein, dass der von Norden in die umzubenennende Straße mündende Teil der heutigen Merseburger Straße schon seit 1877 »Heinestraße« hieß und man sicher keine Ecke »Carl-Heine-/ Heinestraße« wollte. – Möglicherweise hatten nun eine Zeit lang beide Straßenseiten unterschiedliche Namen, vielleicht nahm Heine aber die Ehrung gar nicht an und ließ König Albert auch in Plagwitz den Vortritt. Jedenfalls kennt das Adreßbuch für Lindenau und Plagwitz-Neuschleußig 1885 weder »Alleestraße« noch »Carl Heine-Straße«, aber die »Albertstraße« in Lindenau (Nr. 1, 2, ..., 30, 31) und Plagwitz (Nr. 19, 20, ..., 48, 49; bei der Leipziger Straße findet sich der Hinweis »19/49 bilden die Albertstraße«). Zwei Jahre später findet sich für die Albertstraße in Lindenau die moderne Nummerierung gerade (Nordseite) / ungerade (Südseite), wobei die alte Nr. 1 zur Nr. 16, die alte Nr. 31 zur Nr. 59 wurde, während der Plagwitzer Teil noch immer die alte fortlaufende Zählung hat.

Am 15. Oktober 1888, wenige Wochen nach dem Tod von Dr. Carl Heine wurde die Leipziger Straße nach ihm in Carl-Heine-Straße umbenannt.


Leipziger Tageblatt 5. Mai 1893, S. [1]

Nach der Eingemeindung von Plagwitz und Lindenau in die Stadt Leipzig zum 1. Januar 1891 gab es die Straßennamen »Albertstraße« und »Eisenbahnstraße« mehrfach. Am 9. Dezember 1891 wurde mit Wirkung vom 4. Mai 1893 beschlossen, die Albertstraße sowie einen Teil der Eisenbahnstraße in Lindenau mit zur Carl-Heine-Straße zu ziehen, so dass der heutige Straßenzug entstand. Dabei wurden fast alle Hausnummern geändert (außer Nr. 1).

Am 31. Oktober 1896 wurde die Straßenbahntrasse entlang der Carl-Heine-Straße erneut verlängert. An der Kreuzung der Engertstraße biegt sie seitdem nach Süden, um den Bahnhof Plagwitz an das Leipziger Straßen­bahn­netz anzubinden.

Nachdem der Lehrer Dr. Konrad Duden (1829–1911) im Jahre 1902 eigenmächtig Vor­namen der deutschen Rechtschreibung unterwarf, änderte sich die Schreibweise des Straßen­namens zu Karl-Heine-Straße. Das Leipziger Adreßbuch benutzt im Jahrgang 1905 erstmals diese Form.

Vom 9. Dezember 1942 bis zum 24. März 1972 führte eine Obus-Strecke (Linie A) entlang des Westabschnittes der Karl-Heine-Straße. Sie kam aus der südlichen Engert­straße und führte bis zur Saalfelder Straße, in die sie nach Norden einbog.

Die Kommunale Gliederung von 1992 macht die Karl-Heine-Straße auf ihrer gesamten Länge zur Grenze zwi­schen den Ortsteilen Lindenau (Hausnummern 2–112) und Plagwitz (Hausnummern 1–113).

Seit dem 1. April 1995 gehört der Abschnitt der Karl-Heine-Straße zwischen Zschocher­scher Straße und König-Albert-Brücke (Hausnummern 32 bis 76 und 37 bis 91) zum Sanierungsgebiet Plagwitz.

Verschiedene Beobachtungen ließen darauf schließen, dass der Straßenbahnverkehr entlang der Karl-Heine-Straße im Spätsommer 2007 eingestellt werden sollte. Durch bürgerschaftliches Engagement konnte dieses Vorhaben der LVB vorläufig gestoppt werden.

Seit dem 10. Dezember 2003 gehört ein Teil der Straße (Haus­nummern 28–60 und 33–35) zum Sanierungs­gebiet Lindenau II.

Quellen

 1) vielleicht erfolgte der Ersatz der Bezeichnung »Allee« durch »Straße« im Zusammenhang mit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71? – Jedenfalls wurde auch die »Canal-Allee« zur »Canal-Straße« und die »Lindenauer Allee« zur »Lindenauer Straße«.
 2) Abbildung aus: Leipziger Illustrirte Zeitung. 1873, S. 384
 3) Das Lexikon Leipziger Straßennamen, Horst Riedels Plagwitz. Ein Leipziger Stadtteillexikon und auch Ulrich Krügers Carl-Heine-Biographie kennen diese Vorgänge nicht.
 4) Abbildung aus: Die Gartenlaube. 1864, S. 693
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