Leipziger Omnibus-Gesellschaft

Die Leipziger Omnibus-Gesellschaft war von 1860 bis 1868 das erste Omnibus­unternehmen in Leipzig. Da die Personenbeförderung vorher nur mittels Sänften oder individuell zu bestellenden Kutschen erfolgte, muss sie als erster Anbieter eines getakteten, liniengeführten öffentlichen Personen­nahverkehrs in Leipzig gelten.

Die Gesellschaft wurde im Jahr 1860 auf Anregung des Leipziger Juristen und Unternehmers Dr. Carl Heine (1819–1888) unter Beteiligung des Kaufmanns Friedrich Eduard Schneider und auf Namen des Lohnkutschers Heinrich Heuer als Omnibus-Gesellschaft Heuer (Omnibus-Geſellſchaft Heuer)? gegründet. Am 23. Juli 1860 wurde der Betrieb genehmigt, am 12. August 1860 erfolgte die Eröffnung.


Leipziger Tageblatt 12.08.1860, S. [8] 

Die erste Linie führte von der Endstation in Plagwitz (Karl-Heine-Straße1) / Ecke Erich-Zeigner-Allee) über die Zscho­cher­sche Straße nach Lin­de­nau, weiter entlang der Jahn­allee, Friedrich-Ebert-, Käthe-Kollwitz-, Elster- und Zentral­straße, Tho­mas­kirchhof, Thomas­gasse, Markt und Grimmaische Straße zur »Central­station« Neumarkt. Eine zweite Linie führte von der Centralstation nach Osten über die Grimmaische Straße, Augustusplatz, Grimmaischer Steinweg, Dresdner Straße zum Kleinen Kuchengarten und zur Endstation in Reudnitz (Grüne Schenke). – Die Personenbeförderung wurde in zwei­achsigen Oberdeck-Omnibussen durchgeführt, die von je zwei Pferden gezogen wurden und Platz für 24 Personen boten. Anfangs bestand ein 2-Stunden-Takt. Der Zustieg kostete 15 Pfennige und berechtigte zur Fahrt bis zur nächsten End-/Central­station; entlang der gesamten Strecke wurde an beliebiger Stelle zum Ein- oder Aussteigen gehalten.

Das Konzept schien Erfolg zu versprechen: schon im Dezember 1860 erschien mit dem »Fiacre-Omnibus-Verein« ein direkter Konkurrent.

Offenbar die als Verein organisierte Konkurrenz, sicher auch der gestiegene Kapital­bedarf führte 1861 zur Umwandlung des Unternehmens in die Leipziger Omnibus-Gesellschaft auf Actien (Leipziger Omnibus-Geſell­ſchaft auf Actien). Dr. Heine, der 80 Aktien à 100 Taler gekauft hatte, wurde am 15. Juli 1861 zum Vorsitzenden des Verwaltungsrates gewählt, der Mitbegründer Schneider wurde sein Stellvertreter. Mit dem neuen Geld konnten 23 Wagen und 85 Pferde hinzugekauft und eine dritte Linie (nach Gohlis) eröffnet werden. Im ersten Geschäftsjahr 1862 wurden über 900 000 Fahrgäste gezählt! Diese Zahl stieg in den Folgejahren auf jährlich über eine Million, der Betriebshof musste erweitert werden; außerdem wurde eine vierte Linie nach Möckern und Wahren eingerichtet.

Es gelang dem Unternehmen in sieben Jahren nicht, Gewinne zu erwirtschaften und an die Aktionäre eine Dividende auszuzahlen. Deshalb beschloss die Gesellschafter­versammlung am 2. Mai 1868 die Auf­lösung der Aktiengesellschaft. Im Jahre 1869 wurde der Betrieb eingestellt. Bei einer Versteigerung erwarb Dr. Heine den Grundbesitz der Gesellschaft und zahlte auf jede Aktie 66,50 Taler aus, so dass den Investoren zwei Drittel ihres Einsatzes blieb. – Der konkurrierende Fiacre-Omnibus-Verein überlebte noch bis 1874; danach war die 1872 eröffnete Leipziger Pferde-Eisenbahn bis 1896 Monopolist bei der Personenbeförderung in Leipzig.

Nachweise und Literatur

  1) heutige Straßennamen
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