Martorffer Wiese

Die Martorffer Wiese befand sich im östlichen Teil der heutigen äußeren Westvorstadt (»Bachstraßenviertel«, Ortsteil Zentrum-West, Gemarkung Leipzig). Sie hatte eine Fläche von ca. 57.422 m²1) und wurde im Norden von der Alten Elster, im Osten von der Alten Pleiße, im Süden von der Universitätswiese und im Westen von der Seichwiese begrenzt. Heute wird das Areal ungefähr von der Käthe-Kollwitz-Straße, der Schreberstraße, dem Johannapark und der Hauptmannstraße umschrieben.

In seinem Testament vom 01.03.1659 verfügte der Leipziger Bürger und Schneider Johann Hendel, dass die Martorffer Wiese für immer zum Haus Reichsstraße 16 gehören soll, ihre Erträge nach Abzug aller Abgaben und »Gefälle« aber der Thomasschule für die Kurrende-Knaben des Hallischen Viertels zukommen sollen. Nachdem von 1659 bis 1710 die Wiese in keinem Jahr einen Ertrag für die Thomasschüler brachte, verkaufte der damalige Besitzer des Hauses Reichsstraße 16 die Martorffer Wiese für 600 Thaler an die Thomasschule. Seitdem wurde die Wiese auch als Thomasschulwiese bezeichnet.

Im Jahr 1858 verkaufte die Thomasschule den südlichen Teil der Wiese für 19.000 Thaler an den Leipziger Bankier W. Seyfferth (1807–1881), der hier und auf weiteren benachbarten Flächen den Johannapark anlegen ließ.

Die anderen Flächen der Wiese verpachtete die Thomasschule; zuletzt in der Mitte des 19. Jahrhunderts an den Leipziger Rechtsanwalt und Industrie-Pionier Dr. C. Heine (1819–1888). Dieser gestattete dem Schreberverein am 11.11.1864, auf dem südlichen Teil der Wiese, direkt am Johannapark, den ersten Schreberplatz einzurichten.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde die Martorffer Wiese schrittweise parzelliert und mit dem östlichen Teil der äußeren Westvorstadt bebaut. Zur Erschließung wurden in einem rechtwinkligen Raster die Plagwitzer Straße (heute ein Teil der Käthe-Kollwitz-Straße), die Sebastian-Bach-Straße und die Bismarckstraße (heute: Ferdinand-Lassalle-Straße) sowie die Schreberstraße, die Hillerstraße und die Hauptmannstraße angelegt. Auf dem Grundstück entstanden u.a. die Lutherkirche, die Anglikanische Kirche und die Neue Thomasschule.

Quellen

Fußnote:
 1) genau: 10 Acker, 116 Quadratruthen, 7 Ellen und 14 Zoll
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