Hauptbahnhof


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Der Leipziger Hauptbahnhof ist der zentrale Eisenbahnknoten Mitteldeutschlands und größter Bahnhof der Stadt. Er wurde 1909-1915 auf dem Gelände von vier älteren Bahnhöfen als größter Kopfbahnhof Deutschlands nach einem Entwurf der Architekten Prof. William Lossow (1852–1914) und Hans Kühne (1874–1942) errichtet und befindet sich auf der Nordseite des Willy-Brandt-Platzes (Gemarkung Leipzig, Ortsteil Zentrum-Ost, statistischer Bezirk 010).

Der Bau eines neuen Zentralbahnhofs wurde nötig, da der Leipziger Eisenbahnverkehr im 19. Jahrhundert über sechs zum Teil räumlich deutlich von einander entfernte Kopfbahnhöfe abgewickelt wurde. Im Personenverkehr war das Umsteigen nur eingeschränkt möglich, Kurswagen mussten über Drehscheiben bewegt werden, dem stark wachsenden Güterverkehr waren die vorhandenen Verbindungsbahnen nicht mehr gewachsen.

Deshalb schlossen die Königreiche Preußen (für die Preußisch-Hessische Staatseisenbahn) und Sachsen (für die Sächsischen Staatseisenbahnen) sowie das Deutsche Reich (für die Kaiserliche Reichspost) und die Stadt Leipzig (als Grundstückseigentümer) am 23./24. Mai 1902 einen Vertrag über den Bau eines Zentralbahnhofs, mehrerer Güterbahnhöfe und eines Güterrings. Die Kostenverteilung sah 40,6% für Preußen, 39,8% für Sachsen, 15,4% für Leipzig und 4,2% für das Reich vor. Der Hauptbahnhof sollte streng symmetrisch angelegt werden, wobei für die preußischen Strecken dreizehn Bahnsteige in der Westhälfte, für die sächsischen Strecken ebenfalls dreizehn Bahnsteige in der Osthälfte des Bahnhofs vorgesehen waren. Alle Anlagen sollten doppelt ausgeführt werden. Vom Königreich Sachsen wurde der Leipziger Architekt Clemens Thieme (1861–1945) als Projektleiter für den Bahnhofsbau eingesetzt.

Während der Bau der Güteranlagen bereits 1902 begann, musste auf dem künftigen Gelände des Hauptbahnhofs erst Baufreiheit geschaffen werden. Am 1. Oktober 1907 wurde der Thüringer Bahnhof geschlossen und anschließend abgebrochen. Am 13. Mai 1909 begann der Bau des Empfangsgebäudes (Westhalle). Da der Verkehr auch während der Bauzeit aufrecht erhalten werden musste, erfolgte der Bau in mehreren Abschnitten. Am 1. Mai 1912 wurde die preußische Hälfte des Hauptbahnhofs festlich eröffnet; während der Magdeburger und der Dresdner Bahnhof noch in Betrieb waren. Am 1. Oktober 1912 wurden der Magdeburger und der Berliner Bahnhof geschlossen und anschließend abgebrochen, der Dresdner Bahnhof folgte im Dezember 1913. Am 4. Dezember 1915 wurde schließlich der gesamte Hauptbahnhof eröffnet.

Das Empfangsgebäude ist 298 Meter lang und vier Etagen hoch. Jeweils in der Mitte der beiden Flügel befinden sich die beiden höheren und deutlich vorgesetzten Empfangshallen, die durch hohe, aber schmale säulengetrennte Fenster belichtet werden. Von diesen Hallen führen 10 Meter breite Freitreppen auf den 270 Meter langen Querbahnsteig, der mit 27 Meter Höhe die Empfangshallen noch überragt und 33 Meter breit ist. Von hier erfolgte der Zugang zu den 26 Bahnsteigen, deren Zählung (preußisch und sächsisch getrennt) jeweils mit der 1 in der Mitte begann.

Mit der Bildung der Deutschen Reichsbahn am 30. April 1920 endete zwar die formale Trennung des Bahnhofs in einen preußischen und einen sächsischen Teil, dennoch wurde der westliche Teil von der Reichsbahndirektion Halle verwaltet, der östlich aber von der Reichsbahndirektion Dresden. Erst am 1. Oktober 1934 wurde der gesamte Bahnhof der Reichsbahndirektion Halle unterstellt.

Beim US-Luftangriff vom 7. Juli 1944 wurde der Hauptbahnhof schwer zerstört und zahlreiche Reisende getötet.

Nach dem Krieg wurde noch 1945 die Osthalle wieder in einen funktionstüchtigen Zustand versetzt. Im Jahr 1954 waren alle 26 Längsbahnsteige repariert und am 13. August 1957 war auch der Wiederaufbau der Westhalle abgeschlossen.

Vom 20.12.1950 bis Dezember 1992 wurde in dem für die U-Bahn vorbereiteten Tunnel (Zugang von der Osthalle) das Zeitkino (seit August 1990 unter dem Namen »Linie 2«) betrieben.

Am 15.12.1957 wurden – erstmals bei der Deutschen Reichsbahn – die Bahnsteigsperren aufgehoben.

Am 4. Dezember 1965 wurde der Wiederaufbau des Hauptbahnhofs für abgeschlossen erklärt.

Im Jahr 1987 begannen aufwändige Arbeiten zur Instandsetzung des Hauptbahnhofs, die vor allem das Dach und die Sandsteinfassaden betrafen.

Nach der Übernahme des Gebäudes durch die Deutsche Bahn AG im Jahr 1992 wurde von 1994 bis 1997 der Bahnhof grundlegend umgebaut. Dabei wurden die Gleise 25 und 26 für den Bau eines Parkhauses geopfert und das Einkaufszentrum Promenaden im Hauptbahnhof in den Querbahnsteig eingebaut, der hierfür elliptisch aufgeschnitten und unterkellert werden musste. Seit der Eröffnung am 12. November 1997 ist der »neue« Bahnhof eine interessante Sehenswürdigkeit Leipzigs.

Mit der Inbetriebnahme des City-Tunnels zum Bayrischen Bahnhof im Jahr 2013 wurde eine durchgehende Nord-Süd-Verbindung geschaffen. Damit verlor der Hauptbahnhof seinen Status als reiner Kopfbahnhof. Gleichzeitig wurden die ehemalig oberirdischen Gleise 1 bis 5 dauerhaft geschlossen, die Gleise 1 und 2 liegen jetzt in der Tunnelstation.

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