Dresdner Eisenbahn

Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn wurde im Jahr 1839 als erste deutsche Fern-Eisenbahnstrecke eröffnet. Die 120,0 km lange Strecke führt von Leipzig aus über Oschatz und Riesa nach Dresden. Auf dem heutigen Leipziger Stadtgebiet durchquert sie die Gemarkungen Leipzig, Volkmarsdorf, Sellerhausen, Stünz, Paunsdorf, Sommerfeld und Althen. Als Anfangspunkt in Leipzig (damals am nördlichen Stadtrand) diente der Dresdner Bahnhof, der 1912 / 1915 durch den Hauptbahnhof ersetzt wurde.


Verlauf der Dresdner Eisenbahn in Leipzig

Die Idee einer Eisenbahn, die Leipzig mit Strehla (an der Elbe) verbinden sollte, wurde schon vor 1830 von dem Leipziger Kramermeister C. G. Tenner geäußert. Nachdem im Jahr 1833 der Nationalökonom F. List (1789-1846) in Leipzig seine Pläne für ein deutsches Eisenbahn-System veröffentlichte, in dem Leipzig die Rolle des zentralen Knotenpunktes zugedacht war, bekam Tenners Idee neuen Auftrieb. Noch im gleichen Jahr wurde ein Eisenbahn-Comitée gegründet, das am 20.11.1833 eine Petition zum Bau einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden an den ersten sächsischen Landtag in Dresden richtete.

Im Jahr 1835 wurde die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie durch zwölf Leipziger Bürger, u.a. A. Dufour-Féronce (1798-1861), G. Harkort (1795-1865), C. Lampe (1804-1889) und W. Seyfferth (1807-1881), als private Aktiengesellschaft gegründet. Zur Ostermesse 1835 wurden die Aktien der Gesellschaft (Nennwert 100 Thaler) innerhalb weniger Stunden vollständig gezeichnet, so dass ein Kapital von mehr als einer Million Thalern zur Verfügung stand. Am 06.05.1835 erhielt die Gesellschaft die Anerkennung der sächsischen Regierung.

Nachdem im Oktober 1835 die englischen Ingenieure Sir J. Walker und Hawkshaw die projektierten Strecken prüften und der nördlichen Trasse über Strehla (veranschlagte Kosten: 1.808.500 Thaler) den Vorzug gegenüber der über Meißen (1.956.000 Thaler) gaben, begann am 16.11.1835 der Land-Erwerb für den Abschnitt zwischen Leipzig und der Mulde-Brücke nördlich von Wurzen. Am 01.03.1836 wurde der erste Spatenstich vorgenommen. Die Bauleitung für das gesamte Projekt lag in den Händen des sächsischen Oberwasserbaudirektors K. T. Kunz (1791-1863).

Die Inbetriebnahme der Strecke erfolgte in mehreren Abschnitten:

Eröffnung
Strecke
Leipzig → ← Dresden
Länge
1837, 24.04.Leipzig - Althen 9,2 km
1837, 12.11.Althen - Borsdorf - Gerichshain 7,5 km
1838, 11.05.Gerichshain - Machern 2,3 km
1838, 19.07.Radebeul - Dresden 7,5 km
1838, 31.07.Machern - Wurzen 7,5 km
1838, 16.09.Wurzen - Dahlen 18,1 km
Oberau - Coswig - Radebeul 12,1 km
1838, 03.11.Dahlen - Oschatz 9,0 km
1838, 21.11.Oschatz - Riesa 15,1 km
1839, 07.04.Riesa - Oberau 28,9 km

Am 07.04.1839 wurde schließlich die Gesamtstrecke von Leipzig nach Dresden eröffnet. Dabei wurde die Strecke nach englischem Vorbild bis 1884 (!) im Linksverkehr befahren.

Von 1851 bis 1878 wurde in Leipzig eine 5,0 km lange eingleisige Verbindungsbahn betrieben, die von der Bayerischen Eisenbahn (ungefähr in Höhe der gedachten Verlängerung der heutigen Alfred-Kästner-Straße) nach Nordosten (eine Einfahrt von der Verbindungsbahn in den Bayrischen Bahnhof war also nur durch Rückwärts-Fahren möglich!) abzweigte, die Stadt in großem Bogen östlich umfuhr und schließlich nördlich des Dresdner Bahnhofs in die Dresdner Eisenbahn einmündete.

Am 01.12.1860 nahm die Leipzig-Dresdner Eisenbahn einen Seiten-Arm in Betrieb, der in Coswig von der Hauptstrecke abzweigt und nach Meißen führt.

Am 14.05.1866 eröffnete die Leipzig-Dresdner Eisenbahn den Betrieb auf einem weiteren Seiten-Arm, der in Borsdorf von der Hauptstrecke abzweigt und zunächst über Beucha bis Grimma führte; am 28.10.1867 aber nach Leisnig, am 02.06.1868 nach Döbeln, am 25.10.1868 nach Nossen und am 22.12.1868 schließlich bis nach Meißen verlängert wurde, so dass damit zwischen Borsdorf und Coswig eine südliche Parallelstrecke geschaffen wurde.

Am 15.07.1873 eröffnete die Leipzig-Dresdner Eisenbahn einen Seiten-Arm, der in Nossen abzweigte und zunächst bis Freiberg führte. Dieser wurde am 02.11.1875 bis nach Mulda verlängert. Am 15.08.1876 war mit der Verlängerung dieser Strecke bis Bienenmühle die böhmische Grenze erreicht.

Am 15.10.1875 eröffnete die Leipzig-Dresdner Eisenbahn eine Verbindungsstrecke von Riesa nach Elsterwerda (seit 1815 zum Königreich Preußen), das seit 17.07.1875 mit Berlin und Dresden verbunden war.

Am 29.03.1876 beschloss die Generalversammlung der Aktionäre den Verkauf der Dresdner Eisenbahn an den Sächsischen Staat. Am 01.07.1876 gingen Betrieb und Verwaltung der Leipzig-Dresdner Eisenbahn an die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen über.

An die Entwicklung der Dresdner Eisenbahn von ihrer Entstehung als Privat-Initiative Leipziger Bürger bis zur Verstaatlichung erinnert seit 1878 das Eisenbahndenkmal.

Im Jahr 1879 wurde in der Gemeinde Schönefeld die Trasse, die bisher entlang der heutigen Eisenbahnstraße verlief, bogenförmig nach Norden in ihren heutigen Verlauf verschwenkt.

Am 02.05.1887 wurde die Geithainer Eisenbahn eröffnet, die in Paunsdorf von der Hauptstrecke abzweigt und über Bad Lausick nach Geithain führt, so dass nun zwischen Leipzig und Geithain eine Parallelstrecke zu der seit 1872 von der Bayrischen Eisenbahn abzweigenden Strecke nach Chemnitz existierte.

Nachdem schon seit 01.10.1897 eine Strecke der Sächsischen Staats-Eisenbahnen von Brandis nach Seelingstädt existierte, wurde am 10.12.1898 die Strecke zwischen Beucha und Brandis eröffnet.

Am 04.12.1915 wurde der sächsische Teil des Hauptbahnhofs, in dem auch die Dresdner Strecke endete, in Betrieb genommen.

Am 01.04.1920 ging die Dresdner Eisenbahnstrecke mit den Sächsischen Staatseisenbahnen in der Reichsbahn auf.

Von 1839 bis 1889 war die heutige Dohnanyistraße nach der Dresdner Eisenbahn benannt (Eisenbahnstraße).

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