Die Alte Börse


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Die Alte Börse ist ein historisches Barockgebäude in der östlichen Leipziger Innenstadt (Gemarkung Leipzig, Ortsteil Zentrum, Statistischer Bezirk 001, Adressen: Naschmarkt 4 und [seit 1910] Salzgäßchen 4). Sie wurde 1678 / 1679 errichtet und diente bis 1886 als Handelsbörse für die Leipziger Kaufleute.

Lageplan

Sie befindet sich am Nordrand des Naschmarkts und wird im Norden vom Salzgäßchen, im Osten vom ehemaligen Messehaus Handelshof und im Westen vom Alten Rathaus (Rückseite) umgeben.

Nachdem der Stadtrat am 6. Mai 1678 den Bau eines Börsengebäudes beschlossen hatte, wurde noch im Mai mit der Errichtung des zweigeschossigen Bauwerks begonnen. Vermutlich wurde ein (älterer?) Entwurf des kurfürstlich sächsischen Oberlandbaumeisters Johann Georg Starcke (1640?–1695?) genutzt, die Ausführung übernahm der Leipziger Baumeister Christian Richter (1625?–1684). Als Bauplatz diente der 1556 angelegte und seitdem unbebaute Naschmarkt. Schon am 13. Oktober 1679 wurde der Neubau erstmals als Handelsbörse der Leipziger Kaufmannschaft genutzt. Die Innenausstattung wurde aber erst 1687 fertiggestellt.


Briefmarke von 1961

Die Börse war das erste bedeutende Barockgebäude der Stadt Leipzig, weist aber durchaus noch Elemente der Renaissance auf.

Der streng symmetrische Bau ist fünf Fensterachsen breit und sieben Fensterachsen tief. Während die Gewölbe des Erdgeschosses an Kaufleute vermietet wurden, befindet sich im Obergeschoss der Börsensaal, der sich über die gesamte Breite sowie die nördlichen sechs Achsen erstreckt und damit fast die gesamte Etage einnimmt. Lediglich die südlichste Achse dient einem innen liegenden symmetrischen Treppenhaus.

Der Börsensaal wurde durch eine prachtvolle Stuckdecke des italienischen Architekten Giovanni Simonetti (1652–1713) sowie durch ebenso ansehnliche Deckengemälde des Malers Johann Heinrich Am Ende (1645–1695) geschmückt.

Der Hauptzugang zum Börsensaal führte durch das von Säulen flankierte Rundbogen-Portal in der mittleren Achse der Südfassade, über dem sich ein Stadtwappen-Relief befindet, das von zwei geflügelten Knaben getragen wird. Das Stadtwappen ist ebenso vergoldet wie die zahlreichen plastischen Girlanden, die die Pilaster und Fensterbrüstungen sämtlicher Fassaden schmücken. Zum Portal führt eine symmetrische, zweiarmig abgewinkelte Freitreppe, deren Balustraden sich zu ebener Erde fortsetzen und einen gepflasterten Vorhof des Gebäudes umgrenzen. – Die gleiche Balustrade umgrenzt auch das Flachdach; hier stehen in den vier Ecken Kopien der ursprünglich vom Leipziger Bildhauer Hans Caspar Sandtmann (1642–1695) geschaffenen und im Juni 1683 aufgestellten über 2 Meter hohen Sandsteinfiguren. Diese stellen mit Apollo, Merkur, Minerva und Venus vier Gestalten der römischen Mythologie dar.

Im Jahr 1877 beschloss der Stadtrat den Abbruch der Börse (wie auch des Rathauses) zugunsten eines wesentlich größeren Rathausneubaus, der das gesamte Viertel zwischen Markt, Salzgäßchen, Reichsstraße und Grimmaische Straße einnehmen und den Naschmarkt überbauen sollte. Dieses Projekt wurde 1883 aus Kostengründen verworfen und zu den Akten gelegt. Dennoch nahm die Handelskammer diesen Plan offenbar zum Anlass, einen neuen Standort für die Börse zu suchen und entschied sich für einen Neubau am Tröndlinring.

Nach der Fertigstellung der Neuen Börse im Jahr 1886 wurde das Gebäude am Naschmarkt als Alte Börse bezeichnet.

Von 1887 bis 1905 (Fertigstellung des Neuen Rathauses) diente der ehemalige Börsensaal als Sitzungssaal der Leipziger Stadtverordneten. Die letzte Sitzung fand am 4. Oktober 1905 statt.

Ein neues Projekt zur Lösung der Rathausfrage, das 1889 bekannt wurde, sah einen kleineren Rathausneubau zwischen Naschmarkt und Reichsstraße vor, der mit dem Alten Rathaus und der Alten Börse durch schmale Baukörper so verbunden werden sollte, dass der Naschmarkt einen Innenhof des neuen Rathauskomplexes bilden würde. Die Alte Börse war nun als Sitz der Stadtkasse vorgesehen. – Aber auch dieser Plan wurde abgelehnt, und im Jahr 1893 wurde der letztlich auch realisierte Neubau des Rathauses auf dem Gelände der anzukaufenden und abzubrechenden Pleißenburg beschlossen.

Beim Bombenangriff vom 4. Dezember 1943 brannte das Gebäude aus, die Stuckdecke und die Deckenmalereien des Börsensaals wurden zerstört. In den Jahren 1956 / 1962 wurde die Alte Börse (mit vereinfachter Innenausstattung) wiederhergestellt.

Heute finden im festlichen Rahmen der Alten Börse kleinere Veranstaltungen, Vorträge und Konzerte statt.

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