Karlbrücke

Die Karlbrücke ist die Straßenbrücke der Industrie­straße (hier ursprüng­lich »Carl­straße«, 1893–1956 »Jahn­straße«) über die Weiße El­ster im Leipziger Stadtteil Schleußig.

Karlbrücke August 2022

Sie liegt zwischen dem Lim­burger­steg im Süden (ca. 600 Meter fluss­aufwärts) und der Kön­neritz­brücke (ca. 580 Meter fluss­abwärts) im Norden. Am west­lichen Brücken­lager verläuft die Grenze zwischen den Stadtteilen Plagwitz (im Westen) und Schleußig (im Osten).

Die Brücke ist ca. 34 Meter lang und ca. 11 Meter breit. Die drei flachen Ziegel­gewölbe ruhen auf den beiden äußeren Wider­lagern und zwei wuchtigen Fluss­pfeilern.

Die Brücke wurde wohl im Jahre 1878 erbaut; jedenfalls wird sie schon auf einer topographischen Karte des Jahres 1879 gezeigt. Leider liegen keinerlei Informationen über die Bau­geschichte vor. – Die Karte zeigt, dass damals die nähere Umgebung noch fast unbebaut war und die heutige Industrie­straße nach nur wenigen Metern im freien Feld endete. Wer sollte eine Brücke bauen, die für den damaligen Verkehr absolut unnötig war?

Carl Heine
Carl Heine1)

Es ist mit größter Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Leipziger Unternehmer Dr. Carl Heine (1819–1888) Initiator und Bau­herr der Brücke war. Ihm gehörte der nördlich der Rochlitzstraße gelegene Teil von Schleußig, für den er einen Bebauungsplan erstellte und der damals nur von der hölzernen Könneritzbrücke erreichbar war, die nach Plagwitz führte.

Außerdem war die Gelegenheit günstig: Ursprünglich verlief die Elster in einem weiter westlich gelegenen Bogen und Dr. Heine sollte im Rahmen der »Fluss­regulierung« diesen Abschnitt begradigen. Also konnte er die neue Brücke schon »auf dem Trockenen« bauen und erst dann den neuen Fluss­verlauf unter der fertigen Brücke durchleiten. Diese Methode wendete er jedenfalls beim Kanalbau in Plagwitz an; ver­mutlich auch bei der gleichzeitig an der Rödel entstehenden Bismarck­brücke. – Ob er die Brücke damals gleich als die heute bekannte Stein­brücke bauen ließ oder ob es erst ein hölzernes Provisorium gab, ist nicht überliefert. Allerdings gibt es auch keine Berichte über einen zwischen­zeitlichen Neubau an dieser Stelle.

Eine offizielle Benennung durch die Stadt Leipzig konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Der Name Carls-Brücke (Carls-Brücke)? für die Brückenstelle findet sich erstmals auf einem Plan, der die Datierung »Aufgenommen im Dezember 1888« trägt. Also wurde der Name (wie auch der der Carl­straße) schon vor den Ein­gemeindungen von Plagwitz und Schleußig zum 1. Januar 1891 vergeben. Spätere Stadtpläne (z. B. 1893 und auch noch 1902) schreiben Carl-Brücke oder Carl­brücke (ohne das Fugen-s). – Es kann keinen Zweifel daran geben, dass die Brücke (wie auch die Carl­straße) nach Dr. Carl Heine benannt wurde. Gegen die Benennung der Brücke nach der Straße spricht, dass deren Um­benennungen 1893 und 1956 am Brücken­namen nichts änderten.

Am 24. Oktober 1900 wurde die immer noch private Brücke in das Eigen­tum und die Bau­last der Stadt Leipzig übernommen (vgl. Bekannt­machung im Leipziger Tage­blatt vom 30. Oktober 1900, Seite [5]). Hier wird als eine weitere Schreibweise Karls­brücke be­nutzt.

Nachdem im Jahre 1902 der Gymnasial­lehrer Dr. Konrad Duden (1829–1911) eigen­mächtig Vor­namen der deutschen Recht­schreibung unter­warf und dabei ausdrücklich auch »Carl« nicht mehr zuließ, änderte sich die Schreib­weise des Brücken­namens »Carl­brücke« zu Karl­brücke (Karl­brücke). Das Leipziger Adreß­buch benutzt im Jahr­gang 1905 erstmals diese Form.

Im August 2022 wurde angekündigt, die Karl­brücke wegen massiver Bau­schäden ab Januar 2023 abzubrechen und bis 2024 neu zu errichten. Am 25. März 2023 informierte das Leipziger Amtsblatt dann über den Baubeginn ab 3. April 2023. Nachdem die Bus­linie 74 bereits stunden­lang Umleitung fuhr, wurde der Bau­beginn am 3. April erneut um drei Wochen auf den 24. April 2023 verschoben und die Umleitung bis dahin aufgehoben.

Literatur

 1) Abbildung aus: Die Gartenlaube. 1864, S. 693
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