Marthastraße

Die Marthastraße war eine Anliegerstraße in den Leipziger Stadtteilen Neu­schönefeld (Hausnummern 1–35 und 2–6) und Volkmars­dorf (Hausnummern 8–34). Sie hatte den amtlichen Straßen­schlüssel 02107.

Die ca. 320 Meter lange Straße begann ursprünglich an der Einmündung der Melchior­straße (bis 1906 »Georg­straße«) in die Straße Rabet und führte zunächst geradlinig in ost-südöstliche Richtung. An der Einmündung der von Norden kommenden Reinhartstraße (bis 1906 »Heinrich­straße«) wendete sie sich nach Osten und mündete schließlich in die Hermann-Liebmann-Straße (ursprünglich »Kirchweg«, später »Kirch­straße«, »Alfred-Kindler-Straße« und wieder »Kirch­straße«). Die geradzahligen Haus­nummern befanden sich auf der südlichen Straßenseite.

Die Straße wurde wahrscheinlich mit der Gemeinde Neuschönefeld in den 1840er Jahren angelegt. Im Flurbuch von Neuschönefeld 1849 wird sie Grenz­straße (Grenz­ſtraße)? ge­nannt. Später, beispiels­weise auf Hetzels Karte 1864 oder im Adressbuch 1866, trug sie den Namen Schul­gasse (Schulgaſſe), zuletzt (beispiels­weise im Adressbuch 1880) hieß sie Schul­straße (Schulſtraße).

Ursprünglich existierte keine straßenweise Hausnummerierung: die Häuser wurden mit ihrer (in jeder Gemeinde fortlaufenden) Katasternummer bezeichnet. Später erfolgte die Hausnummerierung fortlaufend: für Neuschönefeld von 1 (an der Melchiorstraße), 2, 3, 4 usw. bis 17 (an der Hermann-Liebmann-Straße); für Volkmarsdorf von 1 (an der Her­mann-Liebmann-Straße), 2, 3, 4, usw. bis 15.

Am 1. Januar 1890 wurden die Gemeinden Neu­schönefeld und Volkmars­dorf in die Stadt Leipzig eingemeindet. Damit entstand ein Namens­konflikt, da es in der Innenstadt bereits eine Schulstraße gab: die heutige Rats­freischul­straße. Daher wurde es erforderlich, die Schulstraße im Leipziger Osten umzubenennen.


Leipziger Tageblatt 21. Juni 1893


Leipziger Tageblatt 1. Januar 1906 

Am 20. Juni 1893 wurde beschlossen, in der noch immer für jeden Stadtteil einzeln und fortlaufend nummerierten Straße die »moderne« Haus­nummerierung einzuführen: ungerade Nummern auf der Nordseite, gerade Hausnummern gegen­über.

Am 8. April 1905 wurde beschlossen, die Neu­schönefelder und Volkmarsdorfer Schul­straße mit Wirkung zum 1. Januar 1906 in Martha­straße (Martha­ſtraße) umzubenennen. Dabei dürfte es sich um eine reine »Vornamenstraße« handeln, bei der kein Bezug zu einer konkreten Person besteht.1)

Als 1976 die Arbeiten zur Anlage des Stadtteil­parks Rabet begannen, war auch die Marthastraße betroffen. In den Folge­jahren wurde die Bebauung auf der Nord­seite abgebrochen und in die Grün­anlage einbezogen.

Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung zum 18. März 1992 wurde die Marthastraße dem Ortsteil Neu­stadt-Neu­schönefeld zugeordnet.

Nachdem auch die Südseite der Martha­straße vollständig abgebrochen war, wurde die Straße im Jahr 2004 zunächst entwidmet. Am 26. April 2006 wurde dann auch der Straßen­name offiziell aufgehoben.

Quellen

  1) Dafür spricht auch, dass die Leipziger Adressbücher dieser Zeit bei Straßen, die nach konkreten Personen umbenannt wurden, diese namentlich bezeichnet und kurz erläutert. So finden sich im Jahrgang 1907 ent­sprechende Informationen bei der Melchior- und Reinhart­straße, nicht aber bei der Adelheid- oder Martha­straße. Schließlich nennt der Umbenennngs­beschluss selbst zwar für die Thümmel­straße eine Person, aber nicht für die Martha­straße.
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