Georgenhospital

Das Georgenhospital war neben dem Johannis­hospital eine wichtige soziale Ein­richtung in Leipzig.

Seine Stiftung wird schon für das Jahr 1212 behauptet. Aller­dings bestätigt die ent­sprechende Urkunde des Kaisers Otto IV. von Braun­schweig (1177?–1218) nur die (irgend­wann zuvor erfolgte) Begründung und Beschenkung eines Klosters und Hospitals durch den Mark­grafen von Meißen Dietrich (»der Bedrängte«, 1162–1221), ohne deren jeweilige Namen zu nennen.

Im Jahre 1213 soll der Name »Spital sente Jörgen« urkundlich belegt sein. Seinen Namen führte es nach dem Heiligen Georg, dem Schutz­patron einer Kapelle. Die Auf­sicht über das Hospital lag beim Augustiner-Chor­herren­stift St.Thomas.

Wann das Hospital tatsächlich gegründet bzw. eröffnet wurde, lässt sich nicht sicher belegen1). Auf jeden Fall handelte es sich um kein Kranken­haus, sondern diente aus­schließlich der Beherbergung von Pilgern, Siechen und Findel­kindern.

Am 29.09.1439 verfügte der Bischof von Merse­burg Johannes die Ab­tretung des Georgen­hospitals und der Kapelle zu St. Georg vom Thomas­kloster an den Rat der Stadt Leipzig. Im Jahr 1441 zog das Georgen­hospital in einen Neubau vor das Ran­städter Tor (ungefähr an der Stelle des heutigen Natur­kunde­museums). Am 24.07.1443 übergab der Propst des Thomas­klosters Burchard das Hospital dem Rat der Stadt Leipzig.

Das Georgen­hospital wurde von zwei Spitals­meistern geleitet. Eine Stiftung ermöglichte erst seit 1517 die Beschäftigung eines Arztes. Am 18.03.1538 kaufte die Stadt Leipzig das Georgen­hospital.

In den letzten Tagen des Jahres 1546 wurde das Georgen­hospital auf Befehl von Herzog Moritz (1521–1553) zusammen mit den Vor­städten plan­mäßig abgebrannt, um eine Belagerung der Stadt zu erschweren. Am 08.08.1547 schenkte Moritz, inzwischen Kur­fürst von Sachsen, dem Georgen­hospital als Ent­schädigung für die kriegs­bedingte Zerstörung des Gebäudes das Gut Eicha mit allen Zubehörungen sowie 40 Acker Holz. Im Jahr 1548 begann der Wieder­aufbau des Gebäudes, der 1549 abgeschlossen war. 1556 wurde ein eigenes Gebäude für Findel­kinder errichtet. Im Jahr 1631 wurde das Georgen­hospital im Dreißig­jährigen Krieg erneut zerstört und der Kranken­pflege­betrieb ein­gestellt.

Im Jahr 1668 wurde ein Hospital St. Georg neben dem Johannis­hospital (am »Kohl­gärtner­thor«) neu erbaut, das nun als Zucht-, Waisen- und Irren­haus diente. Im Jahr 1701 wurde es in das neu errichtete Georgen­haus an das Ost-Ende des Brühls verlegt; das alte Gebäude wurde 1716 eingezogen.

Im Jahr 1864 wurde vom Georgen­hospital das Waisen­haus abgespalten, das in die Münzgasse zog. Im Jahr 1871 zog das Georgen­hospital in die Gebäude des verlegten Jakobs­hospitals an das Rosen­tal, wo es nun Geistes­kranke, Sieche, Sträf­linge und Obdach­lose beherbergte. Das Georgen­haus am Brühl wurde danach abgebrochen, um das Ost-Ende des Brühls wieder zu öffnen.

Im Jahr 1892 erfolgte eine weitere Spaltung: für Sträf­linge, Obdach­lose und »Arbeits­scheue« wurde die Zwangs­arbeits­anstalt in der Riebeck­straße errichtet, die Namen und Vermögen des Georgen­hospitals übernahm; für Irre und Sieche wurde das Irren­siechen­haus eingerichtet, das zunächst am Rosen­tal verblieb, 1901 aber als Heil­anstalt Dösen neu eröffnet wurde.

Quellen

Fußnote:
1) Geffcken/Tykocynski bezeichnet das Johannishospital als »erste Anstalt für Kranke in Leipzig« und nennt als Gründungs­jahr für das Georgen­hospital »jedenfalls von 1372«
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