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Auguſt Schumann

Connewitz

1Konnewitz, *Connewitz, ein ſchriftſäſſiges Dorf im Königreich Sachſen, im Leipziger Kreiſe, im Kreisamt Leipzig, 1 Stunde ſüdlich von Leipzig, an der Pleiße und dem Floßgraben auf der Straße nach Zwenkau gelegen. Es beſtehet aus 23 Nachbarn mit 17 Magazin-Hufen, hat in der großen Gemeinde 268, in der kleinen aber, auch Klein-Konnewiz genennt, 112 Einwohner, und iſt wegen der ſchönen Landhäuſer, und des Sommeraufenthalts der Leipziger bemerkenswerth. Die hieſige Kapelle dient als Filial von Probſtheida. Der Ort iſt dem leipziger Rathe zuſtändig, und nährt ſich gut durch die Nähe der Stadt.

2Connewitz hat ſeinen Namen entweder von Konz (die Kiefer), oder von Kania (der Habicht, Geier), oder von der, freilich nicht hinlänglich erwieſnen ſerbiſchen Göttin Kuna, und mag bei den Serben in Anſehen geſtanden haben, da mehrere Ausgrabungen bewieſen, daß hier ein Hauptbegräbnißplatz derſelben war. Der Ort zählt an ſich gegen 450, im Sommer aber oft wohl 600 Seelen, gilt für eines von Sachſens ſchönſten Dörfern, und liegt nur ¾ Stunden vor der Stadt ſüdſüdöſtlich, am rechten Ufer der Pleiſſe (nicht aber am Flößgraben, der erſt nordweſtlich von hier in jene einfällt, bis zu welchem jedoch in Weſt die hieſigen guten Auenwieſen und das ſchöne Connewitzer Holz reichen), in Südoſt faſt dicht mit Lößnig zuſammenhangend. In Nord trennt die Chauſſee ſich in den zeitzer Zweig, der durch Groß Connewitz führt, und die röthaer (niedre altenburgiſche) Straſſe, die blos nahe in Oſt vorbeizieht, und unſres Wiſſens nur auf hieſiger Flur noch chauſſirt iſt. Jenen Scheidepunct bezeichnet das Kreuz oder leipziger Stadtweichbild. Auſſerdem raint Connewitz auch noch mit Raſchwitz, dem Thonberg und Propſtheida, welchem Letztern eine lange Reihe kleiner Teiche ſich entgegenſtreckt. — Die hübſche kleine Kirche, an welcher der propſtheidaer Pfarrer ſich einen Hilfsprädiger zu halten befugt iſt, ſteht in Groß Connewitz und muß von der Capelle unterſchieden werden; denn unter Letztrer verſteht man das in Nordweſt abgeſondert auf einem geringen Hügel ſtehende Bet- und Leichenhaus am Gottesacker, welcher letztere bei manchen Gelegenheiten auch als Schanze gedient hat. Der anſehliche Gaſthof, faſt mitten im Groß Connewitz, wird von den Mittel- und niedern Ständen der Leipziger ſtark beſucht. Unter den Gütern zeichnen ſich durch Stärke das Rathsgut und ein ſchönes Freigut (am ſüdlichen Ende des Ortes) aus. Auch die Mühle iſt wichtig. Unter den zahlreichen Sommerhäuſern ähnelt das Dufour'ſche in der kleinen Gemeinde (das heißt in Nordweſt) einem Palaſt. Auch wohnt in Connewitz einer der Rathsförſter. Beim Gottesacker iſt eine Sandgrube, und in dem in der Aue nordweſtwärts gelegenen Teiche wächſt, nebſt andern Pflanzen, denen die leigziger Botaniker nachgehen, auch häufig der Trollus Europeus. — 1543 verkaufte Herzog Moriz dieſes ſäculariſirte Cloſterdorf, mit Vorwerk, 3 Pferdnern und ſo fort, an den Stadtrath. — 1813 litt es ſehr, jedoch bei der Schlacht minder, als andre Orte der Gegend, weßhalb es vom Unterſtützungsverein auch nur 1104 Thaler Hilfe erhielt.

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Die Texte entstammen dem Werk:

August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen.
15. Band, Zwickau 1818. Seite 76.
217. Band, Zwickau 1830. Seite 519–520

Die zeitgenössische Rechtschreibung wurde beibehalten, Abkürzungen wurden aufgelöst.