Konradstraße

Die Konradstraße ist eine Anliegerstraße im Leipziger Osten. Sie liegt heute auf den Flurstücken 278 der Gemarkung Neu­schönefeld (Haus­nummern 1–37 und 2–38, 85 Meter lang) sowie 367/1 der Gemarkung Volkmars­dorf (Haus­nummern 39–79 und 40–88, 521 Meter lang) und hat den amtlichen Straßen­schlüssel 02111.

Die Straße begann ursprünglich an der Neustädter Straße (hier bis 1901 »Carlstraße«, Stadtteil Neuschönefeld) und führte geradlinig nach Osten. Dabei kreuzte sie die Melchior­straße (bis 1906 »Georg­straße«), die Thümmel­straße (bis 1905 »Friedrich­straße«) und entsendete die nach Süden führende Rosen­straße. An der Kreuzung mit der Hermann-Liebmann-Straße (ursprünglich »Kirchweg«, später »Kirch­straße«, »Alfred-Kindler-Straße« und wieder »Kirch­straße«) wechselt sie in die Gemarkung Volkmarsdorf.

Dieser westliche Abschnitt der Straße ist der ältere. Er wurde schon in den 1840er Jahren mit der späteren Gemeinde Neuschönefeld auf südlich der Dresdner Eisenbahn liegenden Grundstücken angelegt, die der Leipziger Kaufmann Carl Lampe (1804–1889) vom Rittergut Schönefeld gekauft hatte. Die neue Straße erhielt durch ihn zunächst den Namen Sophien­straße (Sophienſtraße)? vermutlich nach seiner Tochter Sophie (1834–1901), die 1857 Friedrich Leberecht Crusius heiratete – jedenfalls trugen die benachbarten Carl-, Georg- Marien-, Philipp- und Rudolph­straße auch die Namen von Lampes Kindern.

Im weiteren Verlauf nach Osten kreuzt die Konradstraße die Hildegard­straße (bis 1904 »Louisenstraße«), die Elisabeth­straße sowie die Ida­straße und mündet schließlich in die Torgauer Straße.

Dieser östliche Abschnitt der Straße wurde um 1863 auf den Feldern des Ritterguts Volkmarsdorf durch dessen Besitzer Conrad Graf von Kleist (1839–1900) angelegt. Die neue Straße erhielt durch ihn den Namen Conrad­straße (Conradſtraße) nach sich selbst. Da er alle neuen Straßen des Viertels nach den vier Söhnen seines Vaters und deren Ehefrauen benannte, war es nur konsequent, dass zwei Straßen auch nach ihm selbst und seiner Ehefrau Elisabeth benannt wurden.

Am 1. Januar 1890 wurden die Gemeinden Neu­schönefeld und Volkmars­dorf in die Stadt Leipzig eingemeindet. Während für die Conrad­straße kein Namens­problem entstand, musste die Sophien­straße aber umbenannt werden, da es in der Süd­vorstadt bereits seit 1860 eine Straße dieses Namens gab: die heutige Shakespeare­straße.

Leipziger Tageblatt vom 16. März 1890

Am 12. Februar 1890 wurde beschlossen, die Neu­schönefelder Sophienstraße mit Wirkung zum 11. März 1890 an die Volkmarsdorfer Conradstraße anzuschließen. Dabei änderten sich (fast) alle Haus­nummern.

Nachdem im Jahre 1902 der Gymnasiallehrer Dr. Konrad Duden (1829–1911) eigenmächtig Vor­namen der deutschen Rechtschreibung unter­warf, änderte sich die Schreibweise des Straßen­namens »Conrad­straße« zu Konrad­straße (Konrad­ſtraße). Das Leipziger Adreß­buch benutzt im Jahr­gang 1905 erstmals diese Form.

Als 1976 die Arbeiten zur Anlage des Stadtteil­parks Rabet begannen, war auch der West­teil der Konrad­straße betroffen. In den Folge­jahren wurde hier große Teile der Bebauung abgebrochen und in die Grün­anlage einbezogen. Die Südteile der Melchior- und Thümmel­straße sowie die ganze Rosen­straße verschwanden komplett.

Seit dem 17. August 1991 gehörte die Nordseite des Neuschönefelder Teils der Konrad­straße (Nr. 17–33) zum Sanierungsgebiet »Neustädter Markt«. Am 10. Dezember 2003 kam auch die Südseite dieses Abschnitts hinzu (Nr. 24–38). Am 28. April 2021 wurde das Sanierungsgebiet aufgehoben.

Bei der Einführung der Kommunalen Gliederung zum 18. März 1992 wurde die Konrad­straße auf die Ortsteile Neu­stadt-Neu­schönefeld und Volkmarsdorf verteilt.

Seit dem 1. Juli 1993 gehört die Straße zum Postleitbezirk 04315.

Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Stadtteilparks nach Norden wurden die Reste der Melchior- und Thümmelstraße sowie der Abschnitt der Konrad­straße westlich der ehemaligen Thümmel­straße im Jahr 2004 entwidmet und in die Grün­anlage einbezogen. Hier erinnert hier nur noch ein Fußweg an die ehemals dicht bebaute Straße.

Seit dem 5. Juli 2020 gehören die Grund­stücke mit den Haus­nummern 1–69 und 30 zum Sozialen Erhaltungs­gebiet »Eisenbahnstraße«.

Quellen

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